Gibt es noch Hoffnung nach dem Ende des Fortschrittsglaubens? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns zunächst die Voraussetzung unserer ererbten Zeitvorstellung klarmachen und Alternativen in den Blick nehmen. Die Frage: ‚Kann man die Vergangenheit reparieren?‘ mag absurd klingen. Wie kann man etwas reparieren, was nicht mehr da ist? Sie ist nicht mehr absurd, sobald wir erkennen, dass die Vergangenheit nicht einfach vorbei ist, sondern dort, wo sie mit nicht bearbeiteter Gewalterfahrung belastet ist, vielfach nachwirkt. Die Vergangenheit kann man nicht verändern, doch es gibt die Möglichkeit, negative Nachwirkungen nachträglich zu bearbeiten und so neue Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Der Begriff der „Reparatur“ stammt aus dem Kulturraum afro-amerikanischer Denker:innen; er kann für die westliche Orientierung eine neue Perspektive eröffnen. Sie besagt: Ja, es gibt weiterhin die Hoffnung auf Fortschritt und Zukunft für eine Gesellschaft, sofern sie bereit ist, sich ihrer von Gewalt, Unrecht und Ungleichheit bestimmten Vergangenheit zu stellen, sie zu überwinden und damit zu „reparieren“.
Mit Akademiemitglied Aleida Assmann (Universität Konstanz) und Yvonne Albers (Freie Universität Berlin)
Moderation: Akademiemitglied Matthias Warstat (Freie Universität Berlin).
Eine Anmeldung ist erforderlich unter: www.bbaw.de/veranstaltungen/veranstaltung-kann-man-die-vergangenheit-reparieren
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